Embergeralm FAI ca. 250km über Alpenhauptkamm

250km FAI Embergeralm
250km FAI Embergeralm

Ausschlaggebend für dieses Dreieck waren für mich folgende 3 Kriterien:

  • Ein gewohnter Startplatz
  • Entscheidung, ob ich die die Aufgabe wirklich versuche muss nicht unmittelbar nach dem Start fallen
  • Alpenüberquerung soll dabei sein

Im Detail habe ich dann mittels XCPlanner so geplant:


Meine erste Idee hat in etwa so ausgesehen. Es sollte ein Tag sein mit guter, schwachwindiger Vorhersage. Sowohl auf der Alpensüdseite und der Alpennordseite. Zuerst die Standardroute bis zum Zettersfeld.

 

Dort fällt die Entscheidung, ob die Alpen gequert werden, oder es doch ein Standardflug ins Pustertal werden soll. Ausschlaggebende Kriterien sind Wind und Basishöhe.

Dann soll die Querung über den Felbertauern gehen und auf der Nordseite der Alpen möglichst weit in Richtung Gerlos vorgedrungen werden, der den 1. Wendepunkt darstellt.

Danach den Pinzgauer Spaziergang entlang Richtung Zell am See und über den See auf den Hundstein. (2. Wende)

Dann ab ins Rauristal oder Garsteinertal um bei Mallnitz wieder über den Alpenhauptkamm zurück zu kehren.

 

Eine kleine Runde ums Kreuzeck und wir wären wieder daheim.

 

Erwartete Schlüsselstellen waren zum damaligem Zeitpunkt:

  • Werde ich es über den Felbertauern schaffen? Wenn ja, wird mein Gleitwinkel reichen um notfalls in Mittersill zu landen?
  • Gleiches für den Rückflug im Garsteinertal

Dann kam eines Tages mein 1. Versuch...

 

 

Meine erste Alpenüberquerung

erste Alpenhauptkammquerung
erste Alpenhauptkammquerung

Wie man schon sieht kam es ganz anders als geplant. Aber von vorne!

 

Am 19.7.2014 war mein FAI Plan fast schon ein wenig angestaubt. Die Idee für diesen Tag war eigentlich ein FAI Dreieck mit Boris zu fliegen. Und zwar ca. 250km: Embergeralm - Felbertauern - Cortina - Goldeck - Embergeralm. Als ich dann aber - flott vorankommend mit guter Höher über den Felbertauern spähen konnte, und ich noch einen Extrakreis direkt über dem Grad gemacht habe um sicherzugehen, dass mich kein Südwind anschiebt, der mir dann im Garsteinertal das Zurückkommen erschwert, war die Entscheidung getroffen.

 

14:12.. Nach den ersten Metern am Gleitstück Richtung Mittersill hat mich die Nordseite gleich mit verstärktem Sinken begrüßt. Ich habe den vorherrschenden Westwind zum Glück schnell als Ursache identifiziert und bin auf die Ostseite gewechselt. Ich brauche mir keine Sorgen um Landemöglichkeiten zu machen. Mittersill geht sich gut aus. Mehr Sorgen macht es, dass der erste halbwegs gut angeschienene Bergvorsprung auch erst kurz vor Mittersill zu finden ist.

In dem Moment denke ich mir, dass der Felbertauern in die entgegengesetzte Richtung (von Nord nach Süd) wohl erst am späten Nachmittag möglich ist.

 

14:20.. Die Steigwerte, die mein Bergvorsprung zu bieten hat sind dürftig - sehr dürftig. So dass ich zweifle dass sich das ganze Dreieck ausgehen wird. Gleichzeitig muss ich überlegen, wie ich weitermache wenn ich endlich an der Basis bin. Gleich den weiten Talsprung in den Pinzgau? Dann muss ich gleich im nächsten Schritt über den Pass Thurn. Als dann die Steigwerte von 2800m auf 3000m doch noch ganz passabel werden fasse ich wieder Mut und quere auf die nächst Rippe Richtung Westen.

 

14:45.. Leider wieder das gleiche Spiel. Wie ich endlich an der Basis bin, entschließe ich mich auf den Maurerkogel zu queren und den Gerlos als Wendepunkt aufzugeben. Die Steigwerte am Pinzgau sind jetzt phänomenal. Der Gerlos wäre sich so wohl doch ausgegangen. Egal ich werde jetzt so weiterfliegen, dass ich um 17:00 am Alpenhauptkamm im Garsteinertal bin. 

 

15:52.. Der Spaß ist schon wieder vorbei. Der Westwind verblähst mir alles und ich muss mühsam zurückkämpfen. Ich treffe jetzt schon die Entscheidung ins Rauristal (westlich vom Garsteinertal) zu fliegen, um dann die Alpenquerung mit Rückenwind machen zu können. Eine kluge Entscheidung.

 

16:30.. Auf der Alpennordseite angekommen und auf 2400m aufgekurbelt. Das reicht noch nicht für die Alpenquerung. Aber je höher der Grad, desto höher der Bart. Also weiter.

 

17:18.. Ein paar Höhenmeter für mich, ein paar Stunden Rückholaktion gespart. Ich fliege mit guter Hohe über den Alpenhauptkamm und kann sogar direkt über dem Grad schon wieder ein paar Meter mit einem Segler kurbeln. Die Malnitzquerung ist echt kein großes Thema! Der Rest ist wieder altbekannte Heimflugprozedur.

 

Was für ein großartiges Erlebnis. Das geplante FAI ist zwar nichts geworden, aber trotzdem ein weiter Flug mit vielen Schlüsselstellen und viele unbekannte Passagen. Ein riesen Erfolgserlebnis!

 

Rückschlüsse für die weitere Planung

  • beim Überflug über den Alpenhauptkamm taucht man in eine unbekannte Luftmasse ein. Man muss sich auf den Tag neu einstellen, wie nach dem Start.
  • Die Alpennordseite rund um den Felbertauern ist am frühen Nachmittag keine gute Option. Die Rippen verlaufen Nord/Süd. Deswegen gut für den späten Nachmittag.
  • Das Kriterium für die Querung über den Felbertauern ist weniger die Landung in Mittersill sondern eher ob man hoch genug ankommt um gleich bis in den Pinzgau zu gleiten und dort gut auf zu drehen.

Aktuelle Planung

Emberger FAI aktuell
Emberger FAI aktuell

Somit sieht meine aktuelle Planung jetzt so aus. Allerdings sieht man schon, dass dieses FAI ziemlich ungünstig liegt. Großer Umweg, wenig Spielraum die Sektoren zu variieren. Es gibt also wesentlich bessere Möglichkeiten XC Punkte zu sammeln. Aber trotzdem reizt es mich weiterhin einmal über Felbertauern bis zum Gerlos zu fliegen und über Malnitz zurück zu kommen. Mal sehen wann es so weit ist.

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Kommentare: 5
  • #1

    Bingo (Mittwoch, 02 März 2016 09:20)

    Hallo Martin!

    Finde es echt cool, dass du deine Vorhaben teilst!
    Bin zwar Paragleiter und kein Drachenflieger allerdings können wir uns da auch einiges abschauen!
    Dieses Dreieck hat, wie du wahrscheinlich weißt, da Wirgler Stephan schonmal geflogen!
    Allerdings ist er damals nicht ganz "heimgekommen"!
    Wünsch dir auf jeden Fall, dass dir ein paar deiner geplanten Aufgaben heuer aufgehn!
    - die Planung passt!

    Hier noch Stephans Flug: http://www.xcontest.org/2008/world/en/flights/detail:Stephan.Wirgler/9.5.2008/08:21

    LG Bingo

  • #2

    Martin (Mittwoch, 02 März 2016 09:38)

    Hallo Bingo, vielen Dank für den guten Input und das nette Feedback!
    lg
    Martin

  • #3

    Gernot (Donnerstag, 03 März 2016 22:05)

    Hallo Martin,
    da hast du dir ja richtig Arbeit und Kopf gemacht. Wie Bingo find ich`s super dass du uns daran teilhaben läßt. Ich flieg schon ewig, bin aber reiner Hobbypilot mit Streckenambition. Wenn ich deine Seite so anschau, merk ich, mit wieviel Dingen ich mich vor dem Flug nicht beschäftige. Da ich bei meinen Streckenflügen aber selten über 200 km komme, hab ich mir vorgenommen die Sache in Zukunft etwas professioneller anzugehen. Für große Aufgaben reicht es einfach nicht nur mal los zu fliegen. Da tun sich bei mir dann aber viele Baustellen auf. Meine größten Probleme sind:
    - Geschwindigkeit, nicht jeden Bart bis zum letzten Meter auszukurbeln um immer möglichst hoch zu bleiben
    - Wendepunkte. Ich dreh immer zu früh um auch sicher wieder heimzukommen. Denk mir, dann kannst dann ja
    immer noch in die andere Richtung ausbauen, aber dazu fehlt mir dann meist die Motivation, also geh ich doch
    landen.

    Letzte Saison hab ich ein paar Startplätze ausprobiert wo ich noch nie war, z.B. Zillertaler Höhenstraße und Bischling. Dabei mußte ich am frühen Nachmittag im Pinzgau mehrmals auf die Südseite, da die Nordseite nicht mehr ging. Im Nachhinein habe ich im olc gesehen dass unsere cracks Tim, Toni und die übrigen Verdächtigen nahezu immer die Südseite langbrennen. Kommende Saison habe ich glücklicherweise wieder viel Zeit und möchte ein paar neue Ecken kennenlernen. Hochstein hört sich super an. Da ich meist allein unterwegs bin, vermutlich fahrtechnisch nicht ganz einfach. Oder gibt es einen shuttle der ganz früh hochfährt? Wie weit muß man denn am Stoderzinken tragen bzw. wie früh kann man starten? Fragen über Fragen. Leider findet man im Netz kaum mehr infos über Drachenstartplätze bzw. Transportmöglichkeiten. Falls du ein paar infos bzw. andere interessante Startplätze für mich hast, würde mich freuen.
    lg Gernot

  • #4

    Martin (Donnerstag, 03 März 2016 23:47)

    Servus Gernot,
    Danke für deine Nachricht! Auf den Hochstein kommt man am besten mit dem Taxi, irgendeines Taxiunternehmens aus Lienz. Allerdings findet sich schwer ein Taxi mit Dachträgern - also holen wir dann per Taxi das Auto am Abend. Ein Auto am Start ist sowieso gut für mein "Hochsteinwagerl". Manchmal kommen auch schon Wanderer in der Früh, die eventuell das Auto runterstellen können.
    Ich bin zwar auch kein "Hochsteinexperte", werde den Startplatz aber nur an wirklich guten Tagen nehmen, wo ein Start vor 11:00 auch sinnvoll ist. (die ersten Gleitschirme starten oft schon vor 10:00). Der Nachteil des Hochsteins ist, dass er viel schlechter vom überregionalen Wind abgeschirmt ist, als die Emberger Alm. Außerdem streift die Hausbergthermik nicht (oder nur selten) über den eher flachen Startplatz, sondern löst davor, oder direkt auf der Piste ab. (Dann ist oben auf der Piste Rückenwind, und weiter unten kommt er von vorn).
    Um die Mittagszeit dreht der Wind am Start oft, weil vermutlich seitlich Bärte stehen, die die Luft absaugen.

    Ich konnte selbst meine 200km Barriere vor ein paar Jahren aufbrechen, indem ich realisiert habe, dass fast immer Zeit bleibt für eine Verlängerung in die andere Richtung. Wie du schon erkannt hast, ist das weite Verlängern keine wirklich gute Option. Wer will schon genau zu dem Zeitpunkt, wo die Thermik einschlafen könnte, den Gleitwinkelbereich verlassen, den er gerade erst nach einem tollen Streckenflug wieder zurückerobert hat?
    Jetzt denke ich mir, dass zwischen 15:00 und 16:00 Uhr (die Zeit in der man umdrehen sollte) thermisch am besten ist, und sich somit auch am besten eignet, neues Land zu erkunden...
    Ein Fehler von mir war auch, dass ich ca. 33km/h Schnitt (3h für 100km) für den Heimflug kalkuliert habe. Das ist vielleicht ein realistischer Schnitt für die Gesamtstrecke, aber der Heimflug ist wesentlich schneller, weil man zu einer besseren Tageszeit unterwegs ist und weil man am Ende 20km ohne Kurbeln ausgleiten kann. (Deswegen ist mir immer Zeit zum Verlängern übrig geblieben.)

    Vielleicht trifft man sich ja mal am Startplatz!
    glg
    Martin

  • #5

    Gernot (Freitag, 04 März 2016 17:56)

    Hallo Martin,
    danke für die Hochsteininfo. Für Einzelkämpfer scheint der Startplatz nicht die allererste Wahl zu sein. Dann wirds wohl wieder Greifenburg werden, die Logistik dort ist halt unschlagbar. Deine weiten Flüge bin ich mal am Rechner nachgeflogen. Chapeau, allen Respekt! Da kann ich mir allerhand abschaun. Für einen so kompromisslosen Flugstil wie ihn Walter Geppert oder die anderen Pros praktizieren, fehlt mir das Selbstbewußtsein, das Nervenkostüm und die Ortskenntnis. Ist ne andere Liga, aber ein wenig weiterentwickeln will man sich ja auch. Dann wünsch ich uns wenig Schnee in den Bergen und bald erfreuliche Flugtage mit reichlich Streckenkilometer.
    lg Gernot