200km vom Himmelreich

Tja - dass der Flug vom 30.04.2016 vom Himmelreich die Verwirklichung eines großen Plans war, kann man ja nicht unbedingt behaupten. Trotzdem ist mir das Erlebnis eine Zusammenfassung wert. Es war einer meiner schönsten Flüge, obwohl in bekanntem Gebiet, obwohl der Plan nicht aufgegangen ist, und obwohl kein "Heimkommerfolgserlebnis" mein Ego belohnt hat. Eigentlich waren es die Fehler und Falschentscheidungen die den Flug unvergesslich gemacht haben!

Angefangen hat es mit einer traumhaften Vorhersage und großen Erwartungen. Der Alptherm hat sehr gute Thermik versprochen, und erst gegen Abend Südwind bis 11ktn. Allerdings ungewöhnlicher Weise unten mehr als oben. Schon bei der Anreise zum Himmelreich konnte man sich über die klare Luft freuen. Sogar der Mond war den ganzen Vormittag zu sehen!

Der Flug

10:30 - Die ersten Cumulus entwickelen rund herum. Zeit zum Starten. Aber am tiefen Himmelreich ist das Absaufrisiko einfach ziemlich hoch. Also lieber 1h warten und um 1/2 12 starten.

11:45 - Ich starte leider in etwas, was nur so anfängt wie eine Ablöse und brauche ein bißchen länger bis ich endlich aufdrehen kann. 1. Fehler und 1. Erfolg! Am Himmelreich nicht abgesoffen!

12:45 - Zähe Angelegenheit. Heiße 12km/h Reisegeschwindigkeit bis jetzt. Aber Alex und ich haben wenigstens einen gemeinsamen Start geschafft und können zusammen fliegen. Ab jetzt entwickelt sich der Tag auch bei uns!

14:00 - Alex und ich fliegen fast Flügel an Flügel. Super dass er endlich auch auf Starrflügler gewechselt ist! Wir sind das erste mal über 3000m, und überlegen in die Tauern zu queren. Da sieht es fast noch besser aus, als bei uns. (Vom Südwind spüren wir noch nichts). Wir entschließen uns auf der Standart - Route zu bleiben und erst am Rückweg die Tauern zu nehmen.

15:00 - Wir sind am Grimming und haben uns immer noch nicht verloren. Die meisten Bärte geben großflächig über 4m her. Wirklich traumhaft. Wir treffen auf die Wettbewerbspiloten aus Windischgarsten und kurbeln mit Herbert und Arnold im gleichen 4m Bart. Spitze! Ich funke an Alex, dass wir uns bis 15:30 mit der Wende Zeit lassen können. Wir würden am Heimweg die 120km sicher > 40km/h Schnitt fliegen. (So schön kann man sich täuschen)

15:30 - Zeit zum Wenden. Wir vereinbaren jetzt über die Tauern heim zu fliegen. Oje - was für ein kapitaler Fehler. Die wunderschönen Wolken hat alle der Südwind von der Südseite zur Nordseite hergeblasen. Wir finden uns in unwirtlichem Lee wieder. Alex ist ein stück weiter vorne gequert. Vermutlich war die Querung nicht nur wegen dem Wind, sondern auch wegen dem Schnee eine schlechte Idee...

16:00 - jetzt kurble ich zum 2. mal von 1400m auf 1600m, und sehe ein, dass ich wieder auf die Nordseite des Ennstals muss. Ich war ja tief genug um zu sehen, wie auch den letzten Tauernrippen vom Südwind überspült sind. Fast eine Außenlandung bei 110km Entfernung vom Start. Das wäre ein spannendes Rückholabendteuer geworden! Ich muss aber leider nochmal riskieren und am Stoderzinken tief ansoaren und vorsichtig aufkurbeln. Dass mich die Baustelle eine 1h kosten wird ist mir bald klar.

16:30 - Hurra ich bin zurück auf der Rennstrecke. Ich gebe wieder Gas und schaue dass ich weiterkomme. Kann es sich ausgehen, doch heim zu kommen? An einem Oneway ist das schöne, dass man fliegen kann solange es geht, und man auf kein Zuhause zielen muss. Mit meiner Verspätung kann ich das jetzt auch. Fliegen bis zum Thermikende!

17:20 - ich bin ziemlich tief am Duerrenschöberl. Der Südwind schwappt mich zum 2 mal runter. Über mir schon die Cirren. Vor mir immer noch perfektes Wolkenbild. Leider geht die Sonne bekannter Weise im Westen unter, sodass der Cirrenschatten noch schneller wandert als die Zirren selbst. Also muss ich schauen weiter zu kommen. Leider komme ich nicht all zu weit. Die Kombination aus Südwind und Talwind zwingt mich in Trieben lange vor Thermikende zu Boden. Am Flugplatz empfangen mich schon Günter und Alex. Schade - 45min früher hätte die Sache noch anders aus gesehen..

Die Rückholaktion hat uns ein paar Stunden gekostet. Ohne gemütlichem Abendessen erst um 1:00 zu Hause. Trotzdem ein Traumtag. Alles dabei! Zerrissene Bärte, angenehme Bärte, niedrige Basis, Hohe Basis. Kämpfen und genießen! Den Flug werde ich lange in Erinnerung behalten!

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