"Fliegen ist nicht so gefährlich, wie die Medienberichte das vermitteln." Ich sage mir: Ja es ist schon ok, dass man sich nicht ständig dafür rechtfertigen will, wieso man so ein risikobehaftetes Hobby ausübt, und deshalb das Risiko weg argumentiert.
Dabei helfe ich mir meistens mit der Erklärung:
"Schau z.B. das Motorrad fahren an. Da ist man ständig gefährlichen Hindernissen ausgesetzt. In der Luft ist das nächste Hindernis weit weg. Beim Motorrad kann es leicht passieren, dass du unverschuldet zum Handkuss kommst. Beim Drachenfliegen hab ich alles selbst in der Hand. Beim Motorrad fahren kauft man sich Spaß mit Risiko (je schneller desto besser). Würde ich mit dem Drachen bei riskanten Bedingungen starten, hätte ich keinen zusätzlichen Spaß daran."
Aber so schlüssig das auch klingt, so erhöht dieses Statement die Sicherheit beim Drachenfliegen definitiv nicht...
Wer genau nachdenkt, wird mehr Menschen kennen, die beim Fliegen verunglückt sind, als auf dem Motorrad, obwohl er sicherlich genauso viele Motorradfahrer wie Flieger im Bekanntenkreis hat.
Ich werde weiterhin so argumentieren, wie oberhalb - einfach um mich aus der unangenehmen Situation zu retten. Aber ich darf nie vergessen, dass es eine einseitige Darstellung ist, die den Sport weniger riskant darstellt, als er tatsächlich ist.
Was tue ich also um das Risiko zu minimieren:
Selbsteinschätzung der eigenen Verfassung
Wenn jemand fragt, wie es einem geht, sagt man "Danke gut". Ich bin jemand der glaubt sich das dann einfach irgendwann. Deswegen ist es wichtig sich diese Frage immer wieder selbst ehrlich zu stellen.
Wenn ich nicht ganz auf der Höhe bin, fällt mir das schon in der Flugvorbereitung auf.
Habe ich etwas noch so wenig Relevantes vergessen ein zu packen?
Wie routiniert habe ich heute aufgebaut?
War ich leicht ab zu lenken?
Habe ich mich oft an die Aufbauprozedur erinnern müssen?
Bin ich irgendwo abgewichen?
Freue ich mich schon auf den Flug, oder ist die Nervosität stärker als sonst?
Besonders wenn am Startplatz viel geblödelt wird, ist es ganz wichtig vor dem Start einen Moment mit sich ganz allein zu sein. Ich frage mich dann ins Gewissen, ob wirklich alles ok ist.
Einschätzung der eigenen Risikobereitschaft
Wenn jemand im Bekanntenkreis abstürzt, ist immer schnell analysiert, wieso genau dem das passiert ist, und warum einem selbst das nicht passieren kann.
Ich frage mich manchmal: Was würde man über mich sagen, wäre ich der arme Verunglückte. "Der is ja ständig über unlandbares Gebiet geflogen", "Das irgendwann soetwas passiert war zu ahnen, weil...". Oder man fragt seine Fliegerkollegen einfach offen, wie draufgängerisch sie einen einschätzen. Eines ist wohl fix. Die Draufgänger sind die, die es eher erwischt.
Schrecksekunden nicht verdrängen
Zwar sollte man im Flug selbst den Schreck schnell hinter sich lassen. Aber nach dem Flug rolle ich es nochmal auf was da war, und wodurch es dazu gekommen ist. Vielleicht war es keine tödliche Schrecksekunde - aber trotzdem macht es keinen Spaß überfordert zu sein, und sollte lieber vermieden werden.
Fliegen im Flow
Der Mentaltrainer erklärt, dass im Flow (an dem Punkt wo man gefordert, aber nicht überfordert ist) die Lernkurve am besten ist. Überforderung ist gefährlich. Am Anfang meiner Streckenflugkarriere, hatte ich bei jeder Querung Angst vor Absaufen, und war unsicher.
Jetzt gibt es pro Flug nur noch einige spannende Schlüsselstellen, auf die ich vorbereitet hinkomme, und konzentriert den rettenden Bart suche. Meistens bleibt Zeit für Genuss. Darauf kommt es an. Siehe auch meinen Artikel zur Motivation.
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