Sightseeing at it's best - es muss nicht immer weit sein.

Die perfekte Vorhersage braucht einen perfekten Plan. So war ich mit Alex am 20.05.2016 unterwegs zu Hochstein um noch am Vorabend die Drachen auf den Startplatz zu bringen. So hätten wir am nächsten Tag ein Auto am Landeplatz, und konnten zeitig mit einem dachträgerlosen Taxi zum Startplatz düsen.

Wegen der perfekten Vorhersage im Süden (und weniger im Norden) war ein feines flaches 400km Dreieck zwischen Ridnauntal und Schladming der große Plan.

 

Doch zum Glück ist das Leben so spannend, dass auch die besten Pläne mit der Realität dann eher weniger zu tun haben. Mein Plan zumindest. Der Alex hat ja seinen Plan nur noch an die aktuellen Wettergegebenheiten angepasst und dann perfekt in die Tat umgesetzt. Siehe hier! Gratuliere.

Mein Ablauf war der folgende:

10:10 Start nachdem kurz nach 9:00 schon die Schirme langsam Höhe machen und der Startwind auch langsam in die Gänge kommt, ist der Zeitpunkt gut.

 

11:30 ich kurble zwischen 1600m und 1800m herum aber es will einfach nicht durchziehen. Alex ist schon über alle Berge. Teilweise zentriere ich das steigen ganz gut und denke dass ich es geschafft habe, und doch lässt es mich immer wieder hängen.

 

11:10 nach einer 1h tatsächlich ABGESOFFEN! Das darf doch wirklich nicht wahr sein!! Ziemlich zornig bau ich meinen Drachen ab - in Windeseile -, um dann mit Alex‘ Auto, dass er sich schon so schön zum nach Hause fahren hergerichtet hat auf die Embergeralm zu rasen. :-)

 

11:35 man kann sich noch so beeilen – es dauert leide seine Zeit bis alles am und im Auto ist. Jetzt ist aber wieder alles gut. Ich merke zwar dass ich eher um 13:30 als um 13:00 wieder startbereit sein werde, aber es macht schon wieder Spaß sich den neuen Plan zu überlegen. Geht sich noch ein 300er in 7h aus? Oder lieber in Ruhe das Maltatal Richtung Obertauern erkunden, als Vorbereitung für die nächste 400er Chance, oder mein geplantes Stoderdreieck?

 

13:25 Hurra ich bin wieder in der Luft. Genial so ein später Start wo man gleich in einen 3m Bart einsteigt! Soll ich gleich diagonal übers Kreuzeck? Nein erst noch Richtung Westen. Das „Boris FAI“ Felbertauern – Cortina – Goldeck wäre vielleicht auch noch eine Option..

 

14:30 ich bin auf 3200m. Zeit das km Fressen auf zu geben und Sightseeing am Alpenhauptkamm zu genießen.

 

15:05 das Überfliegen des Gletschers war so genial – Ich entscheide mich einen Abstecher auf die Nordseite zu machen. Und plane Richtung Obertauern zu fliegen. Ob nördlich oder südlich am Ankogel vorbei lasse ich mir noch offen.

 

15:40 ich beschließe doch wieder auf die Südseite zurück zu fliegen. Bei der Mallnitz Querung weiß ich, dass ich tief rüberschlüpfen kann. Außerdem will ich mir anschauen wie man südlich am Ankogel vorbei kommt. Ich freue mich auch jetzt schon auf weitere „Schneeüberflüge“. Zudem ist es auf der Nordseite schon recht spannend. Die Hänge sind noch nicht frontal von der Sonne bestrahlt. Ob ich in Obertauern gut rüberkomme, weiß ich auch noch nicht. Und noch weiter in den Osten könnte dann schon zeitlich wieder knapp werden. Nach dem Theater in der Früh muss nicht auch noch am Abend eine Rückholaktion dazu kommen..

 

15:50 ich schlüpfe sehr, sehr tief über den Hauptkamm. Gut dass ich elektronisches Kartenmaterial mit habe.  So tief in ein falsches Tal einfliegen, wäre fatal. Die Gleitbereich-Anzeige beruhigt das Gemüt, und bestätigt die eigene Einschätzung immer landbare Wiesen erreichen zu können.

 

17:05 ich beschließe um zu drehen, und sicher Heim zu kommen. Es hätte mich zwar noch gereizt, den Tag bis zum Ende so gut es geht aus zu reizen, aber der arme Alex (zu dem ich diesmal auch keine Funkverbindung habe) sollte auch irgendwann erfahren dürfen, wo sein Auto steht, und die Rückfahrt nach Wien steht ja auch noch am Programm.

 

17:25 Jetzt probiere ich die Nockberge. Die sind besser von der Spätnachmittagsonne angestrahlt. Und es geht gut. Über dem Tschirnock sehe ich schon eine Wolke. Da wird sich die lange Querung zum Goldeck dann schon ausgehen..

 

17:50 der Tschirnock ist wirklich ein …. Berg. Garnichts tut sich da! Mit 2600m fliege ich ab. Jetzt kann meine Gleitbereichanzeige zeigen was sie kann. Angeblich werde ich über Grad ankommen..

 

18:05 Tatsächlich über Grad. Allerdings hat das Tal sehr gut getragen. Den Sicherheitsfaktor des Fluggeräts werde ich bisschen nach oben korrigieren. Oder zumindest gedanklich einbauen.. Das Goldeck interessiert mich nach den Erlebnissen heute garnicht mehr. Ohne zu überlegen, wie meine heutige Runde überhaupt gewertet werden könnte, gehe ich in den Endanflug.

 

18:30 ich platsche in die Landewiese. So ein cooler Flug!! Ob mich mein geplantes Dreieck auch so glücklich machen hätte können? Ich hoffe ich werde es irgendwann herausfinden!

Hier gehts zum Flug.

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Kommentare: 3
  • #1

    Matze (Montag, 23 Mai 2016 14:15)

    Ja leck bei 3:11 dank des Gimbal-Systems sieht man wie du ihn reinstellst... Ich hab mich jetzt durch ein paar Berichte deiner Flüge gebissen. Sehr feine Kost. Oft frag ich mich ob man auch mit einen Drachen diese Gleiter auch so "stressfrei" angehen soll. Da Gegenwind den Drachen doch schneller grounded als den Atos.... ich werd weiterlesen und mich weiter inspirieren lassen. Zeichne mir ja auch einige Flug

  • #2

    Matze (Montag, 23 Mai 2016 14:18)

    -ideen in den XC-Planner, doch hab ich vor der Alpenhauptkammquerung "noch" (?) zu viel Respekt

  • #3

    Martin (Dienstag, 24 Mai 2016 09:38)

    Hallo Matze, danke für deinen Kommentar! Ich messe mir oft Distanzen zu Landeplätzen aus, und sehe, dass es rein rechnerisch garkein Problem ist. Welchen maximalen Gleitwinkel ich dann tatsächlich zu einem Landeplatz in Kauf nehme hängt davon ab, wie gut ich mit dem Tag zurecht komme. Es gibt Tage, da tappe ich immer wieder in Lee Fallen, und es gibt Tage, da weiß ich eigentlich dass es geht, oder zumindest, dass es nicht extra säuft. Und dann kommt es trotzdem immer noch auf den Plan B an. Wenn ich mich bei meiner Einschätzung vertan habe, und nicht mehr raus komme, habe ich dann wenigstens noch einen unbequmeren Landeplatz (z.B. Hanglandung ohne Straße), oder bin ich in irgendeiner Schlucht für immer verloren?